Elke Pistor: 111 Katzen, die man kennen muss, Köln 2016, Emons Verlag, ISBN 978-3-95451-830-2, Softcover,239 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, Format: 13,4 x 2 x 20,8 cm, EUR 16,95 (D), EUR 17,50 (A).
„111 ORTE IN (…), DIE MAN GESEHEN HABEN MUSS“ – dieses Buchkonzept ist eines der Markenzeichen des Emons Verlags. Als eines Tages plötzlich die Themenvariante „111 KATZEN, DIE MAN KENNEN MUSS“ im Raum stand, war schnell klar, wer dieses Buch schreiben würde: die Krimiautorin und Katzenliebhaberin Elke Pistor. Das Thema, sagt sie, sei ihr praktisch zugelaufen.
Aufgebaut ist das Buch wie die 111er-Reiseführer: pro Kapitel eine Text- und eine Fotoseite. Es ist ein bebildertes, abwechslungsreiches und überaus unterhaltsames Buch geworden, an dem KatzenfreundInnen ihre Freude haben werden. Auf jeder Seite lernt man etwas Neues. Das dürfte zwar für den Großteil der Menschheit in die Rubrik „unnützes Wissen“ fallen, aber wer Katzen liebt und Bücher liest, findet mit hoher Wahrscheinlichkeit Gefallen an diesen Fakten, Geschichten und Anekdoten.
Ein Teil des Bucherlöses wird an den Katzenschutzbund Köln e.V. gespendet. Mit dem Geld werden Kastrationen wild lebender Katzen finanziert und private Pflegestellen unterstützt. Da tut man mit dem Kauf des Buchs auch noch etwas Gutes.
Katzen- Persönlichkeiten von A bis Z
Von A bis Z begegnen wir berühmten Katzen aus aller Welt und quer durch die Jahrhunderte: der Ur-Katze, die sich um 9500 vor unserer Zeitrechnung den Menschen angeschlossen hat … der ersten namentlich erwähnte Katze der Weltgeschichte (um 1450 v.u.Z. in Ägypten) … den Hexenkatzen im Mittelalter … den Schiffskatzen auf Kriegs- und Expeditionsschiffen und vielen anderen mehr.
Die Internet-Prominenz der Gegenwart ist natürlich auch vertreten: Nora, die Pianokatze, Rosie, die mit den Huskies rennt, Kater Max und sein Filz-Zwilling sowie der knuffige japanische Kater Maru, der gerne mit Kartons herumkaspert und eine riesige Fangemeinde hat.
Wir treffen Katzen aus Kunst und Kultur, Film und Fernsehen, Musik und Malerei, Literatur und Wissenschaft. Schrödingers Katze und der gestiefelte Kater, Garfield, die Grinsekatze aus ALICE IM WUNDERLAND und Commissaire Mazan sind prominente Beispiele dafür. Das „Duetto buffo di due Gatti“ wird uns ebenso präsentiert wie das Musical „Der König der Löwen“ und Helge Schneiders „Katzeklo“.
Es geht um „berufstätige“ Katzen im Dienst von Polizei und Gefängnis, Museum und Bibliothek, Bahnhof und Hotel, Schule und Pflegeheim. Manchmal sind auch die Dosenöffner der vorgestellten Tiere die eigentlichen Berühmtheiten: Lagerfeld und Mercury, Newton und Hemingway. Aber in den allermeisten Fällen geht’s um herausragende Katzenpersönlichkeiten und weniger um ihre Menschen.
Wir lernen einen Kater kennen, der im Alleingang eine Vogelart ausgerottet hat, eine Katze, die eine ganze Stadt lahmgelegt hat und erleben, wie der kanadische Kater Snowball einen Mörder „überführt“ hat. Der Fall gilt als Meilenstein der Forensik. Und wer hätte gedacht, dass es den Weltkatzentag, den Katzenfreunde aus aller Welt am 8. August begehen, eigentlich gar nicht gibt?
Lustige und berührende Beiträge. Und gruselige
Es gibt herzerwärmende und berührende Beiträge, skurrile und lustige, staunenswerte, informative und lehrreiche – und manches, was im Namen von Wissenschaft und Kunst geschehen ist, ist auch ein bisschen abartig. So ist das Leben.
Es würden einem noch eine ganze Reihe Katzen einfallen – neben den eigenen 😉 – die einen Platz in diesem Buch verdient hätten: Walt Disneys Kater Karlo, zum Beispiel … die Aristocats … Hello Kitty … Fritz the Cat, Robert Crumbs politisch unkorrekter Comic-Held … Grumpy Cat, die ungekrönte Königin des Merchandising. Oder Moony Strangecat und Atchoum, die kanadischen Katzen mit Hypertrichosis, die wie kleine Werwölfe aussehen. Atchoum und eine weitere Internet-Heldin, Oreo-Cat, sind in Kanada die Galionsfiguren für eine Anti-Mobbing-Kampagne an Schulen. Das Katzenschiff in Amsterdam wäre möglicherweise auch eine Erwähnung wert gewesen, oder eines der zahlreichen Katzenmuseen. Aber was soll man als Autorin machen, wenn es so viele faszinierende Katzenpersönlichkeiten und Einrichtungen gibt, man aber nur 111 davon vorstellen kann? Da muss man eben eine Auswahl treffen und manches weglassen.
Ein Ausschnitt aus der faszinierenden Katzenwelt
Möglicherweise waren dem Buchprojekt auch Budgetgrenzen gesetzt. Saftige Fotolizenzgebühren wären mit Sicherheit zu teuer geworden und hätten den Erlös für die Spendenaktion geschmälert. Zahlreiche Fotos stammen aus kostenfreien Bilddatenbanken oder wurden von Institutionen und Privatpersonen zur Verfügung gestellt. Wer bei Facebook in der Katzenszene unterwegs ist, kann sich ja mal den Spaß machen und die Liste mit den Bildnachweisen überfliegen. Da wird er sicher auf den einen oder anderen ihm bekannten Katzen- und Fotografennamen stoßen.
Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Kann es ja auch nicht, weil es eindeutig mehr als 111 interessante Samtpfoten auf der Welt gibt. Wissensreich und unterhaltsam ist dieser Streifzug durch die Welt der Katzen auf jeden Fall.
Die Autorin
Elke Pistor, Jahrgang 1967, lebt als Schriftstellerin mit Familie und drei Katzen in Köln. Dort studierte sie Erwachsenenbildung und Psychologie. 2010 erschien ihr erster Kriminalroman, dem bisher acht weitere folgten. 2014 gewann sie das renommierte Töwerland-Stipendium. 2015 wurde sie für den Friedrich-Glauser-Preis, den höchstdotierten deutschsprachigen Krimipreis, nominiert.
Rezensent: Edith Nebel
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