Axel Gutjahr: Tiere im Zoo, Wien 2014, Perlen-Reihe-Verlag, ISBN 978-3-99006-035-3, Softcover, 128 Seiten mit zahlreichen Farbfotos und Illustrationen von Zapf, Format: 14,8 x 10,7 x 1,5 cm, EUR 12,95.
„Der gute Rat im Kleinformat“ lautet der Werbeslogan für die Bücher der Perlen-Reihe, die es unter verschiedener Leitung schon seit 1948 gibt. „Praktisches und Wissenswertes für jeden“ zu bieten steht Grundidee hinter dem Konzept. Und tatsächlich kann man sich dieses Büchlein wunderbar als Vorbereitungslektüre für einen Zoobesuch mit Kindern vorstellen. Lässt man es nur den Nachwuchs lesen und schaut selber nicht rein, kann es allerdings passieren, dass man vor Eisbär, Zebra & Co. ziemlich dumm dasteht, weil das Kind deutlich mehr weiß als man selbst.
Das Buch ist sachkundig und unterhaltsam gemacht. Als Zooführer, der uns seine tierischen Kolleginnen und vorstellt, fungiert das vom Illustrator und Comic-Künstler Zapf gezeichnete Erdmännchen Suri. Das ist die Kurzform des wissenschaftlichen Namens „Suricata suricatta“. (Ob Tom Cruise das auch weiß …?“
Weil Suri immer schön die Öhrchen spitzt, wenn im Zoo die Experten reden, kennt er sich hervorragend mit den Eigenheiten der verschiedenen Tierarten aus – und verblüfft selbst altgediente Tierfreunde mit seiner Detailkenntnis. Dass das Armfell der Orang Utans aufgrund seiner speziellen Wuchsrichtung als natürliches Regencape dienen kann, war mir neu, und ich lese seit Jahrzehnten so ziemlich alles, was ich über Menschenaffen erwischen kann.
Dass es unter den Großkatzen Rudeltiere und Einzelgänger, Wasserscheue und ausgezeichnete Schwimmer gibt, erklärt und Suri ebenso wie die Unterschiede zwischen afrikanischen und asiatischen Elefanten. Wobei die letztgenannten eine interessante Verwandtschaft haben … was einem eigentlich längst hätte auffallen können, wenn man nur genau hingesehen hätte.
Wir erfahren die Unterschiede zwischen Paarhufern und Unpaarhufern …. Entdecken, warum Eisbären nicht frieren und nicht auf dem Eis ausrutschen … warum Pinguine keine kalten Füße kriegen … warum manchen Tieren die Zähne ein Leben lang nachwachsen und wieso Nilpferde keinen Sonnenbrand bekommen. Dass ein Meerschwein kein übergroßes Meerschweinchen ist, sondern etwas ganz anderes, verblüfft ebenso wie die Tatsache, dass unsere Meerschweinchen es gar nicht mögen, am Rücken berührt zu werden. Suri weiß natürlich auch genau, warum.
Wie können eigentlich Robben, die doch Säugetiere sind, so lange und so tief tauchen? Sie haben doch keine Kiemen, sondern Lungen! Warum spucken Lamas? Weshalb können Eulen den Kopf weiter drehen als wir? Dass sich bei Krokodilen erst aufgrund der Umweltbedingungen entscheidet, ob aus einem Ei ein Männlein oder ein Weiblein schlüpft, ist auch nicht allgemein bekannt. Und es gibt tatsächlich Schildkröten, die durch die Nase trinken! Wahnsinn!
Aber warum wundern wir uns eigentlich? Es gibt ja auch Frösche, die durch ihre Ernährung giftig werden … Fische, die ihre Jungen im Maul ausbrüten … andere, die im Laufe ihres Lebens das Geschlecht wechseln sowie Spinnen, die so groß werden wie Kuchenteller. Und so ist dieses Büchlein mit seinem geballten Wissen nicht nur reine Faktenhuberei, sondern führt uns die faszinierende Vielfalt und den „Einfallsreichtum“ der Natur vor Augen. Da kann man nur noch ehrfürchtig staunen.
Beim abschließenden Quiz ab Seite 116 kann man prüfen, was von Suris Zooführung hängen geblieben ist. (Bei mir alles außer ein paar Zahlen.) Eine sechsseitige Tabelle fasst noch einmal die wichtigsten Informationen über die hier vorgestellten Tiere zusammen, sodass man schnell nachschlagen kann. Wenn da jetzt noch Seitzenzahlen auf die entsprechenden Beiträge im Buch verweisen würden, könnte man das Werk tatsächlich als praktischen Zooführer mitnehmen, wenn man mit den Kindern oder Enkeln in den Tierpark geht. Das kann man jetzt auch – Handtaschenformat hat es ja -, aber es ist schon ein ziemliches Geblättere, wenn man vor einem Zoogehege steht und der Nachwuchs wissen will, was genau jetzt Suri über die Giraffen, die Geier oder den Axolotl gesagt hat.
Interessant und lehrreich ist das Buch auf jeden Fall – und klimaneutral sowie ökologisch nachhaltig produziert ist es, obendrein, wie alle Bände der Perlen-Reihe. Der Verlag sichert eine umweltfreundliche Rohstoffzusammensetzung und ein umweltverträgliches Herstellungsverfahren unter Schonung der natürlichen Ressourcen zu. Alle Papiere werden aus Zellstoffen hergestellt, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen und ohne Einsatz von Elementarchlor umweltverträglich gebleicht wurden. Ein Aufkleber auf dem Cover verrät: „Lokal gedruckt mit Pflanzenölfarben auf Öko-Papier.“ Wer jetzt blässlichen Druck auf grauem, labberigem Umweltpapier befürchtet, den kann ich beruhigen: Die Umweltfreundlichkeit sieht man dem Produkt nicht an. Farbbrillanz und Papierqualität sind genau so, wie man es gerne hätte.
Der Autor
Axel Gutjahr begeistert sich seit frühester Kindheit für Pflanzen und Tiere. Er studierte Tierzucht und Agrarökonomie und arbeitete als Fachschullehrer an der Universität Jena. Axel Gutjahr hat bisher 40 Sachbücher mit gärtnerischen, botanischen, aquaristischen, zoologischen und landwirtschaftlichen Inhalten verfasst.
Der Illustrator
Zapf, 1980 in Berlin geboren, studierte Kunst und Deutsch auf Lehramt und merkte bald, dass er lieber Spuren auf Papier als Noten in Heften hinterließ. Seit dem Studium ist er als freischaffender Illustrator im Jugend- und Kinderbuch tätig. Zapf lebt derzeit in Berlin. http://zapf-zeichnet.blogspot.de/
Rezensent: Edith Nebel
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